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Der Maler Claudio Caprez verbrachte rund 2 Wochen, vom 29. März bis am 12. April 2005 im Val Mirail. Das 2.80 m lang und 0.80 m breite Bild wurde mit einer Art Dach vor der Witterung geschützt. Durch den einsetzenden Frühling war der Künstler gezwungen, das Bild ständig grüner zu malen, auch hat sich die Landschaft durch die Schneeschmelze verändert. Durch die Abgeschiedenheit und Einsamkeit wurden die Berge immer verträumter, der Künstler hatte Mühe sein realistisches Bild zu wahren.
Oel auf Leinwand, 2.80 m x 0.80 m, gemalt am 12. April 2005 von Claudio Caprez.
Das Val Mirail mit seinem wuchtigen Crestamassiv am Ende des Safientals gehört zu den sagenumwobensten Hochtälern Graubündens. Trotz seiner Lage an der Nordseite des Alpenkamms blieb das Hochtal weitgehend unberührt. Die Fuorcla da Mirail bietet vom Tal aus einen direkten Übergang in den Süden. „Man höre die Glocken des Petersdom in Rom, wenn man an einer bestimmten Stelle auf der Fuorcla da Mirail stehe", berichtet ein Chronist aus dem 16. Jahrhundert. Goethe soll das Val Mirail nur deshalb nicht bereist haben „ ... um des Zaubers nicht beraube, im Herzen bleibt der Glaube".
Die Vermutung liegt nahe, dass die Menschen schon mit Ende der Eiszeit die Möglichkeit einer Alpenpassage über das Val Mirail nutzten. Erstaunlicherweise findet man keine schriftlichen Hinweise auf das Tal. Erst mit der im 19. Jahrhundert einsetzenden Alpbewirtschaftung wird die Qellenlage besser. In den Gemeindearchiven von Trin und Flims finden sich Urkunden, die eine Bewirtschaftung der Alp Dalla Vacca Sgulonta belegen. Am 16. März 1817 unterzeichnen die Vertreter der beiden Gemeinden „im Hause am Crestasee" einen Vertrag zur gemeinsamen Nutzung der Alp. Drei Monate später , am 19. Juni wurde die Alp von den Bauern aus Flims und Trin mit ihren Rindviehern bestossen. Aus dem Nachlass des Lehrers Elio Compotsch aus Flims sind einige Briefe erhalten, in denen er seine Erfahrungen als Hirt um 1850 auf der Alp seiner Frau nach Flims schrieb: „Florinett Beeli, Gemeindepräsident aus Flims und Pourger Calonder, Gemeindepräsident aus Trin sind schon am 7. Tag auf die Alp zu Besuch gekommen. Mit reichlich Speck und vielen Eiern, so dass sie es kaum tragen konnten, beschenkten sie uns, die wir alle an karge Kost gewohnt. Harmonisch und mit kräftigem Schluck riefen beide Honoratien weit ins Tal: nur sattes Knechtvolk kann viel Käs schaffen! Es freute uns so gut Herrn zu haben und der Tag des Besuches blieb in der Erinnerung freudig". In einem weiteren Brief schrieb Compotsch: „ Schon jetzt im Augst ist klar, es ist ein guter Sommer, wir werden den Gmeinden Freud bereiten mit viel Käs wird die Heimkehr voller Lob". Auch berichtet Compotsch von dem Hirt Peider Stoffel, der den Schnaps mochte und im Delirium immer wieder von den fliegenden Kühen über dem Piz Cresta sprach. Diese Geschichte verbreitete sich unten im Tal, so dass die Alp zu ihrem Namen kam. Alp dalla Vacca Sgulonta, Alp der fliegenden Kühe.
Die höchste Erhebung im Val Mirail ist der Piz Cresta mit 3427m . Am 17. September 1866 bestieg der Arzt und Naturforscher Adalbert Brecht mit zwei Begleitern den Piz Cresta. Von der Ostseite über die Fuorcla da Mala durch die Schneiterschneise führte die Route zum Gipfel. Adalbert Brecht aus Augsburg verbrachte enen Teil seiner Jugend in Bad Ragaz zur Kur und war bei zahlreichen Erstbesteigungen in Graubünden dabei. Am 8. April 1889 lösten sich an der Ostseite des Corn da Taur ca. 1,5 Millionen m3 Gestein und stürzten zu Tal. Berichten zufolge soll das Grollen bis nach Flims zu hören gewesen sein, wo die Flimser die Feriengäste beruhigen mussten.
Kaum zu Glauben ist die Geschichte des Giacumett Caprez aus Trin Mulin. Als leidenschaftlicher Jäger zog ihn sein Jagdtrieb in das Val Mirail, man schrieb das Jahr 1892. Giacumett hat sich selbst als den stärksten Trinser bezeichnet und er wollte es allen Beweisen. Im Val Mirail soll ein Bär gesehen worden sein der sicherlich über 1 Tonne schwer sein soll. Der Bündner Jäger wartete über drei Tage mit seinem Jagdgewehr im Anschlag bis er den Bär entdeckte. Mit sicherem Schuss brachte er den Riesenbär zur Strecke, voller Stolz stand er vor dem toten Tier. Wie sollte er das Tier nach Trin Mulin bringen? Giacumett wusste die Lösung, kurzerhand band er sich den Bären auf den Rücken und schreitete mit kraftvollen Schritten in Richtung Tal. Doch plötzlich stolperte Giacumett, das Band riss und der tote Bär stürtzte in die tief unten in der Schlucht brausende Mirail. Der tote Bär war verschwunden, er trieb in der Mirail zur Rabiusa und im Rhein bis in die Nordsee.